LINZ. Im Linzer Kepler-Klinikum sowie im Klinikum Wels müssen Patienten bisweilen in der Nacht zur Dialyse. In Oberösterreich gibt es zu wenige Plätze für Dialysepatienten – Land verspricht Abhilfe ab Herbst.
In der Regel drei Mal in der Woche jeweils vier Stunden ans Dialysegerät: Das gehört für Menschen, bei denen die Nieren nicht funktionieren, zum Alltag.
Als ob das nicht schon beschwerlich genug wäre, hat sich die Situation für etliche der rund 750 Dialysepatienten in Oberösterreich im vergangenen Jahr verschlimmert.
Denn aufgrund zu geringer Dialyse-Kapazitäten im Bundesland müssen manche Patienten ihre Blutwäsche bisweilen mitten in der Nacht durchführen lassen. Im Linzer Kepler-Klinikum ist das seit Herbst vergangenen Jahres der Fall. Die „Mitternachtsschicht“ in Linz dauert von 0 bis 4 Uhr früh. In Wels beginnt die Nachtdialyse um 22 Uhr – und dauert bis zwei Uhr früh.
Das bestätigt Landessanitätsdirektor Georg Palmisano. Tatsache sei, dass die Zahl der Dialysepatienten gestiegen sei und wohl auch weiter steigen werde, sagt Palmisano. „Insbesondere außerhalb des Zentralraums deckt das Angebot an Plätzen den Bedarf nicht überall ab.“ Weshalb Dialysepatienten aus diesen Regionen in die größeren Stationen im Zentralraum gefahren würden. Doch auch dort stößt man zunehmend an Grenzen. Was zu den erwähnten Mitternachtsschichten in Linz und Wels geführt hat. „Keine Dialyse ist auch keine Lösung. Wir mussten diese zusätzlichen Nachtschichten einführen“, sagt Clemens Kukacka, Sprecher des Kepler-Universitäts-Klinikums.
Glücklich ist damit niemand. Weder das Land Oberösterreich noch die Spitäler und deren Mitarbeiter – und schon gar nicht betroffene Patienten. Eine Dialyse mitten in der Nacht laufe jedem Biorhythmus zuwider, sagt Rudolf Brettbacher, Obmann des Vereins Niere Oberösterreich, in dem sich Nierenpatienten organisiert haben, „an Schlaf ist danach nicht mehr zu denken“.
Für Herbst gibt es einen Hoffnungsschimmer. Man sei bestrebt, ab September ohne Mitternachtsschichten auszukommen, sagt Landessanitätsdirektor Palmisano. Kurzfristig bis Herbst könne man das nur mit einem Bündel an Maßnahmen schaffen – etwa in dem Personal und Dienstpläne umgeschichtet werden und die Dialysestationen so effizienter genutzt werden können. Mittelfristig werde man aber auch mehr Dialyseplätze brauchen, sagt Palmisano – etwa in Vöcklabruck.
Ende Juni hat es bereits mehrere Gespräche zwischen Land Oberösterreich, Spitälern und Betroffenen darüber gegeben, wie man den Missstand beheben kann. Mit dabei war auch Interessenvertreter Brettbacher. Mit dem Ergebnis der Gespräche zeigt er sich zufrieden. Wenn der Engpass bis Herbst behoben sei, stimme ihn das froh.
Die Sprecher der Spitäler treten etwas auf die Euphorie-Bremse. „Aus unserer Sicht ist es derzeit noch zu früh, um von einer Einigung zu sprechen.“ Für eine Lösung brauche es höhere Kapazitäten und das koste mehr Geld, sagt Kukacka. Aus Wels heißt es diesbezüglich nur – das Land sei am Zug.
Blutwäsche
Bei gesunden Menschen filtern die Nieren schädliche Stoffe aus dem Blut. Bei Nierenversagen funktioniert das nicht. Diese Menschen sind auf eine Dialyse (Blutwäsche) angewiesen. In Oberösterreich sind rund 750 Personen auf Blutwäsche angewiesen.
Der Verein „Niere Oberösterreich“ (ooe.argeniere.at) vertritt Nierenkranke im Land.
OÖ NACHRICHTEN: 23. Juli 2016 · Markus Staudinger und Martin Dunst