Dialyse-Engpass: „Größtes Problem ist Vöcklabruck“

LINZ. Mitternachtsschichten in Linz und Wels, weil es in manchen Regionen viel zu wenige Dialyseplätze gibt.

Dialyse-Engpass: "Größtes Problem ist Vöcklabruck"Der OÖNachrichten-Exklusivbericht von Samstag schlug Wellen. In der Uniklinik Linz sowie im Klinikum Wels werden Nierenpatienten auch um Mitternacht zur Blutwäsche gebeten. Das müsse so rasch wie möglich geändert werden, waren sich Land Oberösterreich, Spitalsverantwortliche und Betroffene im OÖN-Gespräch einig.

Grund für die Mitternachtsschichten in Linz und Wels ist der Engpass an Dialyseplätzen vor allem außerhalb des Zentralraums. Das größte Problem gebe es im Raum Vöcklabruck, sagt Reinhard Kramar. Der frühere Primar im Klinikum Wels betreut im Ruhestand das „Österreichische Dialyse- und Transplantationsregister“.
„Im Einzugsgebiet von Vöcklabruck gibt es rund 80 Dialysepatienten, ausgerichtet ist die Station mit ihren sechs Dialyseplätzen allerdings nur für 30 Patienten“, sagt Kramar. Was eben dazu führe, dass Patienten aus dem Raum Vöcklabruck in andere Stationen – insbesondere im Zentralraum – ausweichen müssten.

Wie berichtet, hofft Georg Palmisano, Landessanitätsdirektor in Oberösterreich, dass ab Herbst Mitternachtsschichten nicht mehr notwendig sein werden. Kurzfristig sollen unter anderem Umschichtungen bei den Dienstplänen Abhilfe und mehr Kapazitäten schaffen.
Mittelfristig brauche man aber mehr Dialyseplätze, sagt auch Landessanitätsdirektor Palmisano. Statt wie derzeit nur sechs benötige Vöcklabruck zumindest 16, am besten aber 20 Dialyseplätze, sagt Kramar.
Er rät Fachkollegen zudem, Patienten vermehrt auf die Möglichkeit der Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse) hinzuweisen. Statt wie bei der klassischen Dialyse (Hämodialyse) im Spital, bei der das Blut außerhalb des Körpers mithilfe eines Filters maschinell gereinigt wird, verwendet man bei der Peritonealdialyse das gut durchblutete Bauchfell als Filtermembran.
Die Peritonealdialyse kann von Patienten weitgehend alleine zu Hause durchgeführt werden. Im Vergleich zur klassischen Blutwäsche besteht allerdings ein erhöhtes Infektionsrisiko.

Mit Stichtag 1. Juni gab es in Oberösterreich rund 800 Dialysepatientinnen und -patienten. Davon waren 747 Hämodialyse-Patienten und 55 Peritonealdialyse-Patienten.

Bericht: Nachrichten.at 25.07.2016