Mehr Leben durch Nierentransplantation

Wenn die Nierenfunktion beeinträchtigt ist, wirkt sich das schlagartig auf den Alltag der PatientInnen aus. Im Krankenhaus der Elisabe­thinen Linz (KHE) werden diese chronisch kran­ken Menschen umfassend und kompetent betreut – bis hin zur Nierentransplantation.

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Prim. Priv.-Doz. Dr. Daniel Cejka, seit Mai Leiter der 3. Internen Abteilung für Nieren- und Hochdruckerkrankungen, Transplantationsmedizin und Rheumatologie am KHE

„Nieren sind für mich faszinierende Organe“, schwärmt Prim. Priv.-Doz. Dr. Daniel Cejka, der seit Mai 2016 die Nephrologische Abteilung im KHE leitet. „Sie halten unseren Körper im Gleichgewicht. Neben der offensichtlichen Funktion als harnproduzierende Orga­ne zur Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten regulieren sie auch den Wasser- und Salzhaushalt, das Säure-Basen-Gleichgewicht, den Blutdruck und die Blut­bildung.“ Funktioniert dies nicht mehr ausreichend, ist die Nephrologie (Nierenheilkunde) gefragt. Es werden fünf Stadien der Nierenerkrankung unterschieden, wo­bei „Stadium 5“ terminales Nierenversagen bedeutet. Tritt letzteres ein, ist in der Regel eine Nierenersatzthe­rapie (Dialyse) notwendig. Die Hauptursachen für ein chronisches Nierenversagen (mit über 50 Prozent aller Erkrankungen) sind Bluthochdruck und Diabetes. Somit wäre bei vielen Betroffenen ein Nierenversagen durch adäquate Vorsorge beziehungsweise Behandlung ver­meidbar.

GRÖSSTE DIALYSE OBERÖSTERREICHS IN LINZ
Die Dialyse kann als Nierenersatztherapie einige Funktionen der Niere übernehmen, jedoch nicht voll­ständig ersetzen. Bei der Hämodialyse („Blutwäsche“) werden die unerwünschten Stoffe ausgefiltert. Wichti­ge Bestandteile wie Blutzellen und große Eiweiß- und Fettmoleküle werden zurückgehalten. Das KHE verfügt über 48 Dialyseplätze und ist damit die größte Dialyse Oberösterreichs und die zweitgrößte in ganz Österreich. PatientInnen müssen dreimal pro Woche für vier Stun­den zur Hämodialyse kommen. „So verbringen sie oft 20 bis 25 Wochenstunden in der Klinik, plus Hin- und Rück­fahrt“, beschreibt der Experte. „Zeitlich gesehen gleicht dies einem ganzjährigen Halbtagsjob, denn auch am Ur­laubsort muss die Möglichkeit der Blutwäsche – die so­genannte Feriendialyse – in einer Klinik gegeben sein“.

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BAUCHFELL- ODER PERITONEALDIALYSE
Die Bauchfelldialyse bietet den PatientInnen hinge­gen eine wesentlich höhere Flexibilität. Die regelmäßi­gen Aufenthalte im Dialysezentrum sind dabei nicht notwendig, weil sie zu Hause selbstständig durchge­führt werden kann. Bei der Peritonealdialyse wird das Blut im eigenen Körper (Bauchraum) gereinigt. Das Bauchfell (Peritoneum) übernimmt dabei die Funktion des Filters, der das Blut von Schadstoffen und überflüs­sigem Wasser trennt. Die Reinigungsflüssigkeit wird in diesem Fall über einen dauerhaft eingesetzten Schlauch in den Bauchraum geleitet und verbleibt dort für eini­ge Stunden. Das Bauchfell ist ein gut durchblutetes Ge­webe und entgiftet auf diese Art und Weise das Blut. „Die Betroffenen müssen allerdings mehrmals täglich selbstständig das verbrauchte Dialysat in einen Beutel abfließen lassen und durch neue Spülflüssigkeit erset­zen“, erklärt der Nierenspezialist. Trotz Dialyse müssen NierenpatientInnen etwa 15 Mal häufiger wegen akuter Probleme stationär aufgenommen werden als gesunde Menschen und haben eine massiv reduzierte Lebenser­wartung.

PERSPEKTIVE: NIERENTRANSPLANTATION
„Wesentlich höher wird die Lebenserwartung, wenn eine neue Niere transplantiert werden kann und diese vom Körper gut angenommen wird“, sagt Doz. Cejka. Das KHE ist das Referenzzentrum für Nierentransplantatio­nen in Oberösterreich und führt jährlich 60 bis 70 Nie­rentransplantationen durch. In enger Zusammenarbeit zwischen der chirurgischen und der nephrologischen Abteilung des Hauses wird den PatientInnen somit eine neue Perspektive ermöglicht. „Ein 50-jähriger dialyse­pflichtiger Patient hat eine durchschnittliche Lebenser­wartung von rund acht Jahren. Nach einer erfolgreichen Transplantation steigert sich diese hingegen auf fast 20 Jahre“, weiß der Nephrologe. Allerdings beträgt die durchschnittliche Wartezeit für ein Spenderorgan in Ös­terreich derzeit 3,3 Jahre, da mehr Organe benötigt wer­den als zur Verfügung stehen.

LEBENDSPENDE
Im Krankenhaus der Elisabethinen wird daher ver­mehrt auf LebendspenderInnen gesetzt. Dadurch kön­nen wesentlich mehr Nieren transplantiert werden. Meist spenden nahe Angehörige, die den Betroffenen ein Organ unmittelbar zur Verfügung stellen können, was Wartezeiten stark verkürzt. Die Lebenserwartung der NierenempfängerInnen steigt hierdurch dramatisch, weil auch die Lebensdauer der Nierentransplantate von LebendspenderInnen wesentlich höher ist als bei Lei­chenorganen. Beim Anteil der Lebendspenden ist das KHE mit 25 Prozent österreichweit führend. Im österrei­chischen Durchschnitt sind es nur ca. 15 Prozent. „Nimmt man sich die Niederlande mit 50 Prozent zum Vorbild, dann erkennt man, trotz unserer Vorreiterrolle in Öster­reich, unseren Spielraum nach oben“, erklärt Cejka sein Ziel. „Die Patientinnen und Patienten gelten auch nach der Transplantation noch als chronisch krank, aber ihre Lebensqualität ist deutlich höher und ihre Perspektive immens besser als während der Dialyse.“