(ANÖ/DP). Er hat Familie Basler zu ihrem Glück noch gefehlt: Elian.
Seit ein paar Wochen macht er die jetzt vierköpfige Familie komplett. Mama Tamara, Papa Tobias und Schwesterchen Marlena freuen sich riesig über den 2.890 Gramm schweren und 51 Zentimeter großen Zuwachs. Denn der ist – wie schon seine große Schwester – keine Selbstverständlichkeit.
Der Grund dafür: Mama Tamara ist seit Jahren Dialysepatientin. Mehrmals die Woche muss sie für mehrere Stunden zur Dialyse. Eine Schwangerschaft und die Geburt eines gesunden Babys ist für sie fast schon ein kleines Wunder, denn bei Dialysepatientinnen findet der Eisprung nicht regelmäßig statt. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit, auf natürlichem Wege schwanger zu werden, sehr gering: Nur rund ein Prozent der Patientinnen wird überhaupt schwanger. Und auch wenn es mit der Schwangerschaft klappt, ist die Entbindung eines gesunden und normal entwickelten Babys unter solchen Umständen eine echte Seltenheit. „Wenn Dialysepatientinnen ihr Kind zur Welt bringen können, sind das meistens Frühchen unter 1.500 Gramm. Ungefähr zwei Drittel der Patientinnen verlieren aber leider ihr Kind während der Schwangerschaft. Weltweilt gibt es nur ein paar hundert erfolgreiche Schwangerschaften bei Dialysepatientinnen“, erklärt Oberarzt Dr. Lothar Kornalik, Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie am Klinikum St. Marien Amberg und Leitender Arzt im KfH-Nierenzentrum Amberg. „Und dass das jetzt gleich zweimal hintereinander geklappt hat, ist noch viel seltener.“
„Elian ist ein Wunschkind, aber ich hatte anfangs schon Zweifel, ob wir das Glück nochmal herausfordern sollten“, erinnert sich Tobias Basler. „Die erste Schwangerschaft war mit viel Stress, Bangen und Zittern verbunden. Aber Tamara wollte immer ein zweites Kind – und sie hat sich schließlich durchgesetzt“, schmunzelt der Papa. „Wir freuen uns sehr darüber, dass alles so gut geklappt hat.“ Tamaras Schwangerschaft war aufgrund ihrer Erkrankung wieder eine Hochrisikoschwangerschaft. Aber auch diesmal wurde sie von Oberarzt Dr. Kornalik, Oberärztin Dr. Ines Erhardt, Leiterin der Geburtshilfe am Klinikum, und Dr. Brigitta Kigadye vom Kinderwunschzentrum gemeinsam betreut. „Das muss intensiv und engmaschig durch Spezialisten der verschiedenen Fachgebiete passieren“, so Prof. Dr. Anton Scharl, Chefarzt der Frauenkliniken Amberg und Weiden und Leiter des Perinatalzentrums Nordostbayern. „Denn bei solchen Hochrisikoschwangerschaften sind Bluthochdruck, Blutarmut oder Mangelentwicklungen keine Seltenheit.“ „Anfangs musste ich alle zwei Wochen zum Ultraschall – ab der 20. Woche dann jede Woche. Im Gegensatz zur ersten Schwangerschaft hatte ich diesmal keine frühzeitigen Wehen und musste auch nicht stationär im Klinikum bleiben.“ Aber die Dialyse blieb Tamara Basler nicht erspart: „Wir haben die Dialyse in der Schwangerschaft umgestellt – von dreimal fünf Stunden in der Woche auf dreimal acht Stunden im ersten Drittel der Schwangerschaft, danach dann alle zwei Tage sechs bis sieben Stunden“, erläutert Oberarzt Dr. Kornalik. „Damit es zu keinen großen Schwankungen der harnpflichtigen Substanzen im Blut kommen konnte, die sich negativ auf die Plazentadurchblutung und damit auf die Versorgung des Kindes hätten auswirken können.“
Anders als bei der ersten Schwangerschaft musste Tamara für die Dialyse aber nicht extra ins Amberger Klinikum. „Als Schwangere mit einem kleinen Kind zuhause hätte ich das zeitlich nicht leisten können“, sagt Tamara Basler. „Deshalb war ich froh, dass ich mich selbst zuhause dialysieren durfte.“ „Frau Basler wollte unabhängig von anderen sein und sich ihre Dialysezeiten selbst aussuchen. Deshalb haben wir mit ihr hier bei uns die Heimdialyse über mehrere Monate trainiert“, erläutert Nierenexperte Oberarzt Dr. Kornalik. „So war sie vor der Entbindung nicht an die Termine bei uns gebunden. Dass sie das alles in Eigenregie mit ihrem Partner zusammen zuhause geschafft hat, ist wirklich eine super Leistung!“ Auch immer tatkräftig mitgeholfen bei der Heimdialyse hat die kleine Marlena: „Sie ist ja praktisch mit dieser Situation aufgewachsen und hilft mir immer gerne beim Herrichten der ‚Maschine‘“, so die Mama. „Und die Zeit während der Dialyse war dann immer Marlena-Mama-Kuschelzeit.“
Und auch jetzt, wo Elian schon längst mit der Mama zuhause ist, geht für Tamara Basler die Heimdialyse weiter. „Mit zwei Kindern ist das gar nicht so einfach – da ist tagsüber viel zu tun“, erzählt sie. „Deshalb verlege ich die Dialyse meist auf die Abendstunden, wenn mein Mann von der Arbeit wieder zurück ist. Ansonsten helfen zum Glück auch meine Schwiegereltern aus.“
Und für Elian ist die Dialyse von Mama Tamara gar kein Problem: Er schläft jetzt noch sehr viel. Und außerdem wurde die „Marlena-Mama-Kuschelzeit“ einfach kurzerhand erweitert: Jetzt darf auch der kleine Bruder während der Dialysestunden ganz viel Zeit mit seiner Mama und seiner stolzen großen Schwester verbringen und kuscheln.