Peritonealdialyse (CAPD)

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Konsensuspapier zur Peritonealdialyse der ÖGN

Zum Dokument:  Peritonealdialyse-Konsensuspapier_2016
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Peritonealdialyse – eine effektive und patientenorientierte Form der Nierenersatztherapie
OA Dr. Christoph Schwarz, LKH Steyr

Einleitung:

Die Notwendigkeit einer Nierenersatztherapie in Form einer Dialyse bedeutet für alle Betroffenen ein einschneidendes Erlebnis. Der Ablauf des täglichen Lebens wird durch die Dialysebehandlung mitbestimmt und beeinflusst deshalb auch die umgebenden Freunde und Familie. Deshalb ist es von großer Bedeutung das Menschen mit Nierenerkrankungen rechtzeitig über die Möglichkeiten der Nierenersatztherapie von den betreuenden Ärzten aufgeklärt werden. Die Aufklärung beinhaltet neben der Information über die Möglichkeiten der Nierenersatztherapie (Hämodialyse, Peritonealdialyse, Nierentransplantation) und deren Vor- und Nachteile, vor allem die sozialen Aspekte, oder kurz gesagt: Wie sieht mein tägliches Leben aus sobald ich mit einer Dialysebehandlung beginne?

Für viele Menschen ist Selbstständigkeit und Selbstbestimmung wichtig, was nichts anderes bedeutet als „das Schicksal in die eigene Hand nehmen“. Man möchte die Dialysetherapie sich, so weit wie möglich, selbst einteilen, um damit mehr Freiraum zu bekommen. Für andere Menschen ist das „Zuhause sein“ bedeutend, sie wollen nicht dreimal pro Woche in ein Krankenhaus fahren; teilweise spielen auch die örtlichen Gegebenheiten (weite Anfahrtstrecke) eine Rolle. Es gibt viele persönliche (und auch medizinische) Gründe warum man sich für ein Heimdialyseverfahren entscheiden möchte

Die Peritonealdialyse ist das derzeit am weitesten verbreitete Heimdialyseverfahren in Österreich. Sie ist seit mehr als 25 Jahren ein etabliertes Verfahren zur Nierenersatztherapie und in der Effektivität der Entgiftung gleichwertig zur Hämodialyse. In Österreich sind nur knapp 9% der Patienten mit der Peritonealdialyse therapiert, während in anderen europäischen und nicht-europäischen Ländern bis zu 30% der Patienten dieses Verfahren anwenden.

Vor allem unbegründete Ängste bezüglich der möglichen Risiken dieser Behandlung schrecken viele Patienten vor der Entscheidung zur Peritonealdialyse ab.

Ich möchte Ihnen mit diesem Artikel kurz die Peritonealdialyse vorstellen. Dabei sollen die Fragen: Wie funktioniert eine Peritonealdialyse? Was sind die Vor und Nachteile aus medizinsicher Sicht? Bin ich dafür geeignet? Welche Formen der Peritonealdialyse gibt es? beantwortet werden.

Wie funktioniert eigentlich Peritonealdialyse?

Der Name Peritonealdialyse leitet sich vom griechischen Namen Peritoneum (=“das Ausgespannte“) ab, es wird umgangssprachlich als Bauchfell bezeichnet. Es ist eine „innere Haut“ welchen die Bauchhöhle und den Darm umkleidet.  Das Bauchfell ist eine dünne, stark durchblutete, halbdurchlässige Membran über die ein Austausch von Stoffen vom Blut in den Bauchraum (und umgekehrt) erfolgen kann (Abbildung 1).

Abbildung 1: Prinzip des Stoffaustausches über die Peritonealdialysemembran

peritonealmembran

Damit eine Peritonealdialysebehandlung durchgeführt werden kann muss eine spezielle Flüssigkeitslösung (Dialysat) in den Bauchraum gefüllt werden. Danach erfolgt automatisch der Stoffaustausch und es werden Giftstoffe, welche durch die Nierenerkrankung anfallen, vom Blut in das Dialysat, aber auch fehlende Stoffe aus dem Dialysat ins Blut transportiert. Nach einer gewissen Zeit (ca. 3-4 Stunden) muss die mit „Giftstoffen“ angereicherte Lösung wieder durch eine frische Lösung ersetzt (Abbildung 2).

Abbildung 2: Dialysatwechsel

dialysatwechsel
Eine weitere Aufgabe des Bauchfelles ist es überschüssige Flüssigkeit, welche die Nieren nicht mehr ausscheiden können, zu eliminieren. Im Dialysat ist eine Zuckerlösung enthalten welche Flüssigkeit aus dem Körper in die Bauchhöhle zieht. Somit ist im verbrauchten Dialysat immer mehr Flüssigkeit enthalten wie im frischen Dialysat. Damit können im Idealfall bis zu 1,5L pro Tag an Flüssigkeit ausgeschieden werden.

 Wer ist für eine Peritonealdialyse  geeignet?

Prinzipiell sind fast alle Patienten mit chronischen Nierenversagen für eine Peritonealdialysebehandlung geeignet. Ausschlussgründe sind nur ausgedehnte Verwachsungen im Bauchraum  oder unüberwindbare psychiatrische Erkrankungen. Die Eignung für die Peritonealdialyse wird in mehreren Gesprächen mit dem Patienten und Angehörigen durch den Arzt und Pflegepersonen vor dem Beginn einer Peritonealdialysebehandlung  erhoben.

 Welche Formen der Peritonealdialyse gibt es?

In Abhängigkeit der Bauchfelleigenschaften (schneller oder langsamer Stofftransport)und der Wünsche der Patienten können verschiedene Peritonealdialyse-Verfahren angeboten werden. Die Peritonealdialyse-Behandlung wird im Vergleich zur Hämodialyse täglich durchgeführt.

CAPD…kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse. Über den Tag verteilt wird viermal das Dialysat gewechselt (Beutelwechsel-Verfahren), in der Nacht erfolgt kein Beutelwechsel. Ein Beutelwechsel dauert in etwa 30-40 Minuten (Abbildung 3).

APD…automatische Peritonealdialyse. In der Nacht wird automatisch mit einer Maschine (Cycler) das Dialysat gewechselt. Unter Tag ist kein Beutelwechsel mehr notwendig. (Abbildung 3).

Abbildung 3: Die Peritonealdialyseverfahren CAPD und APD

peritonealdialyseverfahren
In manchen Fällen kann der Patient nicht selbst die Peritonealdialysebehandlung durchführen. Bei entsprechendem sozialem Netzwerk kann dann die Behandlung (CAPD oder APD) auch von Angehörigen oder anderen Pflegekräften übernommen werden, dann spricht man von einer assistierten Peritonealdialyse.

In wenigen Regionen in Österreich gibt es auch mobile Peritonealdialyseteams. Diese bestehen aus Ärzte/innen und Pflegekräften die zu den Patienten nach Hause fahren und vor Ort die Behandlung (meist APD) durchführen.

 Welche Vor und Nachteile hat die Peritonealdialyse im Vergleich zur Hämodialyse?

Die Peritonealdialyse ist im Gegensatz zur Hämodialyse ein Heimdialyseverfahren. Während Hämodialysepatienten 3x/Woche ins Zentrum fahren müssen, kommt der stabile Peritonealdialyse-Patient nur alle 4-6 Wochen zur Kontrolle.

Die Peritonealdialyse ist ein sehr schonendes Verfahren. Es erfolgt eine kontinuierliche Entgiftung und Flüssigkeitsentzug, weshalb Peritonealdialyse-Patienten weniger Blutdruckprobleme haben und auch eine weniger strenge Diät einhalten müssen. Sie ist auch deshalb besonders geeignet für Patienten mit Herzschwäche.

Das Hauptrisiko der Peritonealdialyse besteht in Bauchfellentzündungen. Diese treten aber bei entsprechender Durchführung der Dialyse nur sehr selten auf und können behandelt werden. Das Risiko beträgt in etwa 1 Infektionen pro Patient alle 3 Jahre. Es gibt aber auch viele Patienten, welche bei entsprechender Durchführung der Peritonealdialyse nie eine Bauchfellentzündung erleiden. Infektionen an der Katheteraustrittsstelle sind ebenfalls möglich.

In Vergleich dazu haben Hämodialysepatienten mit einem zentralvenösen Katheter ein deutlich höheres Infektionsrisiko als Peritonealdialyse-Patienten (das gilt nicht für Patienten mit Dialyseshunt).

Neben den Infektionen treten bei Peritonealdialyse-Patienten häufiger Hernien (z.B. Nabel oder Leistenbruch) auf.

Ein spezielles Problem der Peritonealdialyse ist eine mögliche Störung der Peritonealdialyse -Katheterfunktion (Fehllage, Verstopfung), welche sehr selten auch eine Neuanlage des Katheters notwendig machen kann.

Die Peritonealdialyse kann meist über viele Jahre (meist >5 Jahre) durchgeführt werden. Dennoch kommt es über die Jahre zu einer Verdickung des Peritoneums, begleitet von einem Funktionsverlust. In dieser Situation muss und kann auch auf ein Hämodialyseverfahren gewechselt werden. Im Rahmen der ambulanten Peritonealdialyse -Kontrollen kann der Patient rechtzeitig auf diese Situation vorbereitet werden.

Peritonealdialysepatienten können ebenso wie Hämodialysepatienten, wenn sie den Kriterien zur Nierentransplantation entsprechen, auf die Warteliste für eine neue Niere genommen werden.

 Der Weg zur Peritonealdialyse- Was muss alles geschehen bis ich selbstständig eine Peritonealdialyse-Behandlung durchführen kann?

Nachdem die Patienten in der Nierenambulanz entsprechend aufgeklärt wurden und sich für die Peritonealdialyse entschieden haben hängt die weitere Planung von der Nierenfunktion ab.

Basierend auf den Laborwerten (Kreatinin, Phosphor, Kalium, Anämie) und eventuell beginnenden Symptome der „Vergiftung“ (Appetitlosigkeit, Ödemen, Juckreiz) entscheidet der Arzt den Zeitpunkt der Peritonealdialyse -Katheteranlage. Dabei wird dem Patienten in Regel in Allgemeinnarkose durch den Chirurgen ein dünner Kunststoffschlauch in die Bauchhöhle eingelegt. Der Eingriff dauert in etwa 15 Minuten, der stationäre Aufenthalt 4 Tage.

Nach einer Einheilungsphase von 14 Tagen kann mit der Peritonealdialysebehandlung begonnen werden. Dazu erfolgt parallel die Einschulung des Patienten, welche etwa 4-5 Tage in Anspruch nimmt. In diesem Zeitraum erlernt der Patient die Durchführung der Peritonealdialyse und das Verhalten wenn mögliche Komplikationen auftreten.  Erst danach wird der Patient zu Hause das Dialyseverfahren anwenden. In Folge kommt der Patient zumindest alle 4-6 Wochen zu einer ambulanten Kontrolle, bei der die Dialysequalität kontrolliert wird und auch andere Probleme der Niereninsuffizienz wie Bluthochdruck, Anämie, usw. behandelt werden. Auch die Erhebung der Eignung und die Anmeldung für eine Nierentransplantation werden dort durchgeführt.

Die Betreuung der Peritonealdialysepatienten durch das Peritonealdialyseteam im Krankenhaus und bei technischen Problemen auch durch die Firmen (in Ö Baxter und Fresenius) erfolgt rund um die Uhr, sodass bei Problemen immer eine „Notrufstelle“ zur Verfügung steht. Das Motto der Peritonealdialyse ist deshalb: „Selbstständig aber nicht allein gelassen“

Zusammenfassung:

Die Peritonealdialyse ist ein effektives und patientenorientiertes Dialyseverfahren. Die individuellen Bedürfnisse des Patienten, gemeinsam mit medizinischen Überlegungen, machen die Entscheidungsfindung für das optimale Nierenersatztherapieverfahren (Hämodialyse oder Peritonealdialyse) möglich.

Dieser Artikel gibt nur einen kurzen Überblick und lässt naturgemäß einige potentielle Aspekte und Fragen (z.B. Hygieneanforderung) offen. Erkundigens sie sich deshalb bei Ihren betreuenden Nephrologen wenn sie noch mehr unbeantwortete Fragen zu diesem Thema haben.

 Alle Abbildungen entstammen aus den Aufklärungsbroschüren der Firma Baxter und wurden von dieser freundlicherweise für den Artikel zur Verfügung gestellt.